400 Jahre Rosen-Kreuz-Satire
Vor 400 Jahren im Jahr 1616 erscheint in Kassel ein Büchlein auf Deutsch, das nicht nur Zeitgenossen fasziniert, sondern eine große Wirkungsgeschichte in Musik, Religion, Literatur und Kultur entfaltet: die "Chymische Hochzeit des Christian Rosencreutz", ein satirisches Märchen zur Läuterung der Welt.
Die satirischen Schriften der anonymen "Bruderschaft vom Rosenkreuz" der Jahre 1610-1616 hatten ein ernstes Anliegen: die "Generalreformation der ganzen weiten Welt". Auch die Bibel spielt bei den utopischen Gedanken der lutherischen Studenten eine Rolle. So heißt es: "... wir menniglich zu fleissiger immerwehrender Lesung der heiligen Bibel vermahnen ..." (Confessio Fraternitatis, 74).
Die internationale Resonanz auf das Anliegen der Rosenkreuzer-Manifeste am Vorabend des 30jährigen Krieges (1618-1648) gilt als der Ausdruck einer "ersten intellektuellen Öffentlichkeit" der Neuzeit (Jürgen Habermas). Manche Forscher sehen die Rosenkreuzerschriften im Zusammenhang mit dem ersten Reformationsjubiläum 1617.
In der der Ausstellung "fremde.heimat.bibel" zur Geschichte des Anliegens der Verbreitung der Heiligen Schrift in allen Ländern und Sprachen zeigt das Bibelhaus Erlebnis Museum vier Originalausgaben der so genannten frühen "Rosenkreuzer". Es erinnert auch an den Schriftsteller, Utopisten und Kirchenreformer Johann Valentin Andreä (1586-1654), der als Urheber der "Chymischen Hochzeit" gilt.